Neue Mobilitätsdienstleistungen wurden großflächig demonstriert – Leitprojekte „DOMINO“ und „ULTIMOB“

Ziel der beiden interdisziplinären, aus dem Programm Mobilität der Zukunft geförderten FTI-Projekte war es, innovative Services für Personenmobilität zu einem funktionierenden Ökosystem zu verknüpfen und damit die Abhängigkeit vom eigenen Pkw zu verringern. Projektkern sind insgesamt sieben Pilotregionen in fünf österreichischen Bundesländern.

Kurzbeschreibung

Mobilitätsdienstleistungen wie App-basierte Mitfahrbörsen, Routingdienste oder Sharing-Angebote können den öffentlichen Verkehr wirkungsvoll ergänzen und so der entscheidende Baustein werden, um großflächig funktionierende Alternativen zum motorisierten Individualverkehr zu schaffen.

Viele Dienstleistungen sind bereits heute wirtschaftlich tragfähig und werden rege genutzt, dennoch bleibt der „Mobility-as-a-Service"(MaaS)-Sektor weit hinter dem ihm zugeschriebenen Potenzial zu verkehrlichen Verlagerungswirkungen auf den Umweltverbund zurück.

Gründe dafür sind Angebotslücken und eine mangelhafte Vernetzung der einzelnen Anbieter, die dazu führen, dass Angebote als wenig praktikabel wahrgenommen werden. Entsprechend gering ist die Akzeptanz und Bereitschaft von Nutzer:innen, ihre Mobilität mittels MaaS vom eigenen Pkw auf einen multimodalen Mix umzustellen.

Aufbau der Leitprojekte

Die beiden Leitprojekte DOMINO und ULTIMOB adressieren die Herausforderungen auf dem Weg zu einem funktionierenden und verkehrlich wirksamen Ökosystem aus Mobilitätsdienstleistungen ganzheitlich. Sie berücksichtigen neben der Schaffung neuer und der Integration bestehender Angebote auch die nötigen strukturellen Rahmenbedingungen (Governance, Datenaustausch, rechtliche Fragen etc.) sowie das Thema Nutzer:innenakzeptanz. Damit sollen gezielt Verkehrsverlagerungswirkungen erreicht und Umsetzungsbarrieren überwunden werden.

Konkret setzt ULTIMOB in seinen vier Testregionen innovative, bislang fehlende Mobilitätslösungen prototypisch um. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem umfassenden Follower-Prozess mithilfe des Klimabündnisses verbreitet. Zeitgleich wurde ein Toolset zur Überwindung von Umsetzungsbarrieren im Spannungsfeld zwischen Technologie, Nutzer:innenverhalten und Governance entwickelt. Die „Lernplattform MaaS" wurde als neutrale, offene und diskriminierungsfreie Testumgebung und Serviceplattform aufgebaut, um Mobilitätsdienstleistungen in Österreich stärker zu positionieren und die Kooperationsbereitschaft der Stakeholder zu stärken.

Auch mit DOMINO werden in drei Testregionen ausgehend von erhobenen Userbedürfnissen neue Angebote geschaffen, multi- und intermodale Dienste integriert und ein intermodales, kooperatives Verkehrsmanagement als Voraussetzung für die Wirksamkeit von MaaS-Diensten aufgebaut. Die Vernetzung der einzelnen Verkehrsmittelbetreiber und die Schaffung neuer Angebote z.B. an multimodalen Umstiegspunkten stehen hierbei im Vordergrund.

Use-Case-spezifische Innovationen in sieben Pilotumgebungen

ULTIMOB (Abschluss März 2024)

  • Großraum Salzburg: Entwicklung neuer Angebote für Pendler:innen und Tourist:innen im Pinzgau, mitsamt den dazu notwendigen Planungswerkzeugen und -prozessen (Erfassung touristischer Verkehrsströme, intermodales Erreichbarkeitsmodell) in einer stark zersiedelten Region
  • Graz Umgebung: In dieser Region mit starken Pendelverflechtungen zwischen Zentrum und (vor allem dem südlichen) Umland wird ein Bündel von innovativen Maßnahmen wie multimodale Knoten, Mikro-ÖV oder Verkehrsmanagement entwickelt, verbessert und getestet
  • Tullnerfeld (NÖ): Ein beschleunigtes/verbessertes Busangebot, unterstützt durch bedarfsorientierten Mikro-ÖV für die erste/letzte Meile, soll die Park&Ride Anlage des überregionalen Bahnhofs Tullnerfeld entlasten
  • Ötztal (Tirol): In dieser Tourismusregion sollen durch Maßnahmen wie eine Gepäcktransportbörse oder ein „peer2tourist" Mitnahmeservice Tourist:innen zur Anreise mit dem Umweltverbund sowie geteilte Autonutzung für die Vor-Ort-Mobilität motiviert werden.

DOMINO (Abschluss April 2023)

  • Großraum Salzburg: Aufbau eines modi- bzw. betreiberübergreifenden Verkehrsmanagements unter Einbettung von Daten aus öffentlicher Hand (Echtzeitmeldungen zur Verkehrslage, Park&Ride-Auslastungsdaten etc.) in bestehende Mobilitäts-Apps zur Forcierung des Umstiegs auf multimodale Mobilitätslösungen bei erhöhtem Verkehrsaufkommen nach Salzburg Stadt
  • Großraum Linz: Entwicklung und Bewerbung einer Mitfahrbörse und die Bereitstellung der „Domino OÖ App" für Mitfahrgelegenheiten am Pendelweg in den Großraum Linz inklusive Partizipation von Unternehmen und Gemeinden, Fokus auf Industriebetriebe
  • Korneuburg, Wr. Neustadt: Schaffung einer Mitfahrplattform zu Park&Ride-Anlagen (auf Basis der bestehenden ummadum-App) am Pendelweg nach Wien und Testen von Anreizen (Mitfahrgarantie, Stellplatzreservierung für Sharing-Kfz) für die Nutzung, Nutzer:innenbefragung zur Teilnahmebereitschaft inkl. Mobilitätsgarantie.

Die Erkenntnisse aus den Anwendungsfällen in den sieben Pilotumgebungen sind auf andere Regionen übertragbar und werden zur Umsetzung innovativer Mobilitätsdienstleistungssysteme in größerem Maßstab dienen.

Infokasten

Der forcierte Ausstieg aus fossilen Energien erfordert eine Reduktion des Gesamtenergieverbrauchs, da mittelfristig nur eine begrenzte Menge Erneuerbarer Energie zur Verfügung stehen wird. Von zentraler Bedeutung ist dabei der Verkehrssektorfür den 31,9% der in Österreich verbrauchten Energie aufgewendet werden muss1 (Stand 2020) und der dabei für 30% aller Treibhausgase verantwortlich zeichnet2 (Stand 2019).

Der Mobilitätsmasterplan geht auf Basis der F&E-Dienstleistung „Pathways to a Zero Carbon Transport Sector" davon aus, dass im Jahr 2040 bei Umsetzung aller Maßnahmen zur Mobilitätswende für den Landverkehr in Österreich eine klimaneutrale Endenergiemenge von nur noch rund 109 Petajoule pro Jahr3 benötigt wird.

Quellen:

Stand: Juli 2022

Publikationen